Stephan Orth, „Couchsurfing in Saudi-Arabien“

Unser Lesetipp im März 2021
Fernweh in bleiernen Zeiten?
Dann hilft Stephan Orth mit seinem neuen Buch „Couchsurfing in Saudi-Arabien. Meine Reise durch ein Land zwischen Mittelalter und Zukunft“  (Malik Verlag)

Sechs Wochen nach Erscheinen schon auf Platz 10 der Sachbuch-Bestseller-Liste!
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Im Mai 2019 begeisterte Stephan Orth die Gäste der Stadtbibliothek Engen mit seinem Buch „Couchsurfing in China“. Nun führt er seine LeserInnen in das derzeit wohl spannendste Land der Welt: nach Saudi-Arabien. Nirgends gibt es größere Umbrüche im Leben der Menschen: Frauen dürfen nun Auto fahren, manche wagen sich gar unverschleiert auf die Straße, aber auf der ganzen Reise bekam Orth nur einmal die Frau eines Gastgebers zu sehen. Sie war Amerikanerin und doch verschleiert. Die Vielehe jedoch scheint in der jungen Generation nicht mehr so angesagt zu sein, müssen doch alle Frauen gleich behandelt werden, und das ist nicht nur anstrengend, sondern auch teuer. Ein Fahrer resigniert: „In der Ehe wird die Frau zur Diktatorin.“ Und fährt in seinem großen SUV zur „Erholung“ einige Tage in die Wüste.

Dort trifft Orth Beduinen, die gegen ihren Willen umgesiedelt werden sollen, denn da, wo sie jetzt leben, soll „Neom“, eine gigantische futuristische Stadt entstehen – die „Vision 2030“ des Kronprinzen. Geschätzte Kosten: schlappe 500 Milliarden Euro. Dieser Prinz hat außerdem eine Agentur gegründet, die riesige Pop-Konzerte veranstaltet – bis vor kurzem undenkbar in diesem streng muslimischen Land. Will er verhindern, dass die jungen Leute in die Arabischen Emirate fahren, um sich zu amüsieren? Es ist derselbe Kronprinz, der einen unliebsamen Journalisten in der Istanbuler Botschaft zerstückeln ließ. Das Riad Winter-Festival mit Buden und Musik findet auf dem im Volksmund genannten „Chop Chop Square“ statt. (Englisch chop – hacken) Hier finden auch heute noch öffentliche Hinrichtungen mit dem Schwert statt.

Manche der saudischen Gastgeber waren schon in Deutschland: „Oh, München, Garmisch, Selamsi (naja, Zell am See ist in Österreich), Europa-Park Rust! Mercedes, Oliver Kahn, Hitler. Hitler gut?“ In großem Ansehen steht auch das „Saudi German Hospital“, von dem es mehrere im Land gibt.

Was interessiert Orth an dieser Art des Reisens? In einem ZEIT-Interview sagte der Autor: „Mich interessiert das Echte, nicht die Show. Beim Couchsurfing werde ich in den Alltag der Menschen geworfen.“ Dabei erstaunt es ihn in Saudi-Arabien, „dass viele überraschend frei reden und nicht unserem Zerrbild entsprechen.“

Wohin Stephan Orth kommt, wird er fotografiert und über Snapchat gepostet, ist er doch einer der ersten Individualtouristen im Land der Extreme: der Rucksack-Tourist „Scheik Steve“ als Sensation. Sensationen für uns sind eher Falken für die Jagd (Wert bis zu 100.000 Euro), Zuchtschafe mit Schlappohren bis zu 70 cm Länge, von denen eins den Rekordpreis von 240.000 Euro erzielte, und natürlich Kamele, die es dem Autor besonders angetan haben. Und dann fällt Schnee auf die Wüste.

Nach 9 Wochen im Land bei 11 Gastgebern muss der Autor seine Reise überstürzt abbrechen, denn auch in Saudi-Arabien werden im März 2020 wegen Corona die Grenzen dicht gemacht.

„Couchsurfing in Saudi-Arabien“ von Stephan Orth ist wie alle anderen von uns empfohlenen Bücher in der Stadtbibliothek Engen ausleihbar. Außerdem empfehlen wir den lokalen Buchhandel.

Stadtbibliothek Engen, Hauptstr. 8, Tel. 07733 / 50 18 39