„Der Traumpalast“ von Peter Prange

Lesetipp Juli 2022; Peter Prange: „Der Traumpalast – Bd. 1: Im Bann der Bilder“   (Scherz Verlag 2021)

Die Ufa, die Universum Film AG, ist ein Mythos. Sie ist Deutschlands Antwort auf Hollywood. Und das schon kurz nach dem 1. Weltkrieg, also noch zu Stummfilmzeiten. Wer sich für Filmgeschichte und die vermeintlich Goldenen 20er Jahre interessiert, dem sei der dicke Schmöker „Der Traumpalast“ von Peter Prange empfohlen. Der Autor verpackt beides in die spannende und berührende Liebesgeschichte von Tino und Rachel.

Mit einer Nelke im Knopfloch als Glücksbringer flaniert Konstantin Reichenbach, genannt Tino und Sohn einer reichen Bankiersfamilie, 1917 durch Berlin, entdeckt seine Liebe zum Film und zur eigenwilligen Rahel Reichenberg.

Die Menschen strömen in Massen in die Kintopps, warum also nicht in eine Filmgesellschaft einsteigen? Tino hat die nötigen Beziehungen und einen genialen Freund, Erich Pommer, der als Produzent von Filmen wie „Dr. Mabuse“, „Metropolis“ und „Der blaue Engel“ (Regie Fritz Lang) in die Filmgeschichte eingehen wird. Durch Menschen wie sie entwickelt sich der Film zur bedeutendsten Kunstform des 20. Jahrhunderts und aus der Ufa, eigentlich noch während des Krieges als Propaganda-Maschine des Militärs gegründet, wird der große Konkurrent von Hollywood. Die „Flimmeritis“ wird für Millionen zur Droge. Und Kokain zur Modedroge der Reichen.

Aber die frühen 20er Jahre sind keineswegs golden, herrscht doch eine gigantische Inflation und die junge Weimarer Republik wird von politischen Wirren, Morden und Umsturzplänen bedroht. Trotz aller Widrigkeiten treibt Tino den kometenhaften Aufstieg der Ufa voran. Aber schafft er es wirklich, die freiheitsliebende Rahel, die nichts anderes als Journalistin werden will, für sich zu gewinnen? Und wie wird seine Familie, besonders seine antisemitische Mutter auf seine Beziehung zu dem jüdischen Mädchen reagieren?

Den Leser wird vielleicht irritieren, dass Prange an manchen Stellen die in unseren Ohren krass klingende Sprache der damaligen Zeit verwendet. Doch so erreicht der Autor Authentizität, und die heutigen Leser bekommen einen guten Eindruck vom Leben vor 100 Jahren.

Das Buchjournal urteilt: „Mühelos findet Prange die Balance zwischen historischer Genauigkeit und dramaturgischer Finesse … es entsteht das faszinierende Panorama eines glitzernden Jahrzehnts, in dem die Weichen für das kommende Unheil gestellt werden.“

Bestseller-Autor Peter Prange erzählt in fast allen seinen Romanen deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert. Dabei verknüpft er meisterhaft persönliche Schicksale mit Welt- und Kulturgeschichte. Seine Bücher haben eine Gesamtauflage von mehr als 3 Millionen Exemplaren erreicht. Auch die Verfilmungen begeistern ein Millionenpublikum. Prange lebt in Tübingen und war schon zweimal zu Gast in der Stadtbibliothek Engen.

Wer von der Lektüre süchtig geworden ist: Im Herbst erscheint der 2. Band „Traumpalast – Bilder von Liebe und Macht“. Dann ist der 1.Band auch als Taschenbuch erhältlich. Bd.1 „Im Bann der Bilder“ ist in der Bibliothek ausleihbar oder im örtlichen Buchhandel erhältlich, 800 Seiten, 25 €.

Anmerkung: Es lohnt sich auch hier, die „Notwendige Nachbemerkung“ zuerst zu lesen.